DHL Paketkasten wird eingestellt – der zweite Akt

Durch den Kommentar von Stefan B. zu meinem Blogeintrag DHL stellt Paketkasten ein (https://www.markjunghanns.de/index.php/2019/02/06/415/) war ich am Nachmittag des 09.08.2019 vorgewarnt, dass auch ich das von ihm erwähnte Schreiben der DHL in meinem Briefkasten vorfinden würde, sobald ich zuhause wäre. Ich weiß ja nicht, wie es anderen Leuten geht, aber ich erhalte unangenehme Post meist am Freitag. Seien es Behörden, negative Antworten auf Beschwerden oder eben auch von DHL. Wahrscheinlich ist der Gedanke hinter dieser Unart, dass sich der Empfänger bis zum nächsten Werktag (an dem diese Anstalten meist wieder telefonisch erreichbar sind) bestimmt abgeregt hat. Die Post/Politik möchte ja die 5-Tage-Woche bei der Briefzustellung einführen (https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/post-brieftraeger-samstag-1.4549240) – Gut, macht von mir aus eine Vier-Tage-Woche von Montag bis Donnerstag und bewahrt mich dadurch vor Sendungen die mich erzürnen und ich den Absender aber nicht mehr greifen kann, weil Wochenende. Okay, ein Gedanke so nebenbei…

Das Schreiben von DHL

Schreiben von DHL vom 07.08.2019
Schreiben von DHL vom 07.08.2019

Meine Meinung

Okay, nun wird das wahr, was ich für mich schon im Februar vorhergesehen habe. In meinem Blogeintrag DHL Paketkasten Stromversorgung auf Solarstrom umrüsten (https://www.markjunghanns.de/index.php/2019/05/05/dhl-paketkasten-stromversorgung-auf-solarstrom-umruesten/) habe ich ausführlich erklärt, welche Vorzüge des Paketkastenangebotes uns dazu bewogen haben, das Angebot anzunehmen. Ich möchte mir deshalb an dieser Stelle die erneute Darstellung sparen.

Die von DHL genannten Punkte möchte ich nachfolgend kommentieren.

  • Die kostenfreie Abholung von Paketen aus dem Paketkasten wird […] eingestellt. Als Alternative bieten wir Ihnen die Nutzung des Services Mitnahme bei Gelegenheit, bei dem Sie dem Zusteller frankierte Pakete mitgeben können, wenn noch Platz im Fahrzeug ist.
    Für mich war die kostenfreie Abholung ein entscheidendes Argument für die Anschaffung des Paketkastens. Und es war Teil des Deals mit der Post… Nun soll ich also den ganzen Tag die Straße im Auge behalten um dann, so Gott will ein DHL-Fahrzeug irgendwo in der Nachbarschaft anhält, mein Paket abgeben zu können? Wenn ich für solch einen Unsinn Zeit hätte, gäbe es hier keinen Paketkasten. Dann könnte ich auch zur Post laufen. Nun hat aber unsere Postfiliale Öffnungszeiten, die nach meiner Meinung fast schon unverschämt sind. Als Berufstätige ist es uns nicht ohne Verrenkungen möglich, dort Pakete zum Versand abzugeben.
    Nun ist es ja aber auch nicht so, dass im Zuge der Einstellung des Paketkastens per Se auch die Leistung „Abholung aus dem Paketkasten“ abgeschafft würde. Nein, vielmehr soll ich ab dem 01.10.2019 EUR 3.- pro Abholung bezahlen, möchte ich weiterhin in den Genuss der versprochenen Leistung kommen. Mit solchen Aktionen verhöhnt man nicht nur seine Kunden, denen man zuvor noch sein Bedauern für die Einstellung des Paketkastens ausgedrückt hat. Ich finde, dass der Ausdruck des Bedauerns aufrichtiger wäre, wenn man den durch die Einstellung des Paketkastens ohnehin schon geschädigten Kunden zumindest die technisch ja mögliche Abholung von Paketen weiterhin kostenlos anbieten würde.
  • „Die Pflege Ihrer Daten wie die Aktivierung von Paketkästen ober Mitnutzer erfolgt jetzt telefonisch […].“
    Meiner Meinung nach ist das reine Schikane der Bestandskunden. Wurde die Online-Infrastruktur des DHL Paketkastens vom Blitz getroffen oder was ist los? Warum kann man die Online-Dienste nicht bis zum 30.09.2019 (zu diesem Datum gleich mehr) laufen lassen? Ach ja, der Vorstandsvorsitzende der Post DHL Group, Herr Appel, kann die Server ja nun für den neuesten Coup gut brauchen- „Ab 2020 gibt es Pakete auf die Viertelstunde genau“ (https://rp-online.de/wirtschaft/unternehmen/post-chef-im-interview-ab-2020-gibt-es-pakete-auf-die-viertelstunde-genau_aid-43228807). Mir bringt diese „Verbesserung“ gar nichts. Ich finde das schwachsinnig, überflüssig, frage mich wer um alles in der Welt so etwas braucht, und ziehe persönlich aus so einem „Produkt“ keinerlei Mehrwert.
  • „Bitte denken Sie daran, Ihren Paketkasten nach Erhalt umgehend zu aktivieren, […] . Auch wenn Ihr Paketkasten jetzt an einer anderen Adresse steht, sollten Sie das sobald möglich melden. Falls noch nicht geschehen können Sie das bis 30.09.2019 nachholen. Danach ist keine Aktivierung oder Umzüge mehr möglich.“
    Der 30.09.2019 ist somit also das technische Ende des Paketkastens. Interessant finde ich vor allem, was hier nicht steht. Was mache ich nach dem 30.09.2019 wenn ich ein Problem habe? Wenn beispielsweise der Öffnungsmechanismus den Geist aufgibt? Wo bekomme ich einen neuen Schlüsselchip (Volksmund: Transponder) her, wenn meiner kaputt oder verloren geht? Immerhin habe ich das „große“ Modell, bei dem neben dem Paketkasten auch noch der Hausbriefkasten integriert ist. Ohne Transponder oder funktionierende Elektronik komme ich nicht an meine Briefpost. Und damit mich keiner missversteht – es geht hier nicht um „kostenlos“, es geht mir um Verfügbarkeit.
    Und an wen wende ich mich, wenn der Zusteller mal wieder nicht blickt, wie der Paketkasten funktioniert? Bisher genügte ein Anruf bei DHL und der Zusteller wurde (wirklich erfolgreich!) geschult.
  • „Der Betrieb der Paketkasten-App wird ab sofort eingestellt. […]“
    Okay, das nehme ich nicht als wirklichen Verlust wahr. Der Bluetooth-Stack des Paketkastens ist eh schrottig, das Öffnen mit dem Transponder fand ich schon immer wesentlich komfortabler. Schade ist hingegen der Wegfall der Abholungsbeauftragung mit einem einzigen Klick. Das hat immer zuverlässig funktioniert. Aber ja, da ich lieber verflucht sein soll als dass ich diesem Unternehmen EUR 3,- für eine Abholung zahlen werden, brauche ich das ja auch nicht mehr. Selbstverständlich zahle ich für Dienstleistungen, aber nicht, wenn einseitig Versprechen gebrochen und meine Investition durch dieses Unternehmen vernichtet wurde.

Und nun?

Mal sehen, wie es weitergeht. Heute rief mich ein Leser meines Blogs an um sich mit mir auszutauschen. Ähnliche Empörung wie bei mir, viel Geld (über EUR 500,-) investiert und nun wird keine der auch für ihn entscheidenden Dienste mehr angeboten. Wir werden uns weiter austauschen, vielleicht wollen sich ja auch noch andere anschließen.

Sobald es meine Zeit erlaubt werde ich erforschen, ob man den DHL Paketkasten irgendwie in Richtung ParcelLock umrüsten kann oder ob es vielleicht eine andere Lösung gibt, mit der zumindest Hermes oder DPD Pakete im Paketkasten abstellen kann.

Auch wenn sicher alles durch irgendwelches Kleingedruckte gedeckt sein sollte, fühle ich mich dennoch betrogen. Frecherweise beginnt der letzte Absatz des Briefs von DHL mit folgendem Satz:
„Vielen Dank für das Vertrauen, dass Sie uns mit dem Kauf Ihres Paketkastens entgegengebracht haben.“

Ich kann DHL nur entgegnen: „Vielen Dank auch für gar nix. Toll, dass Sie mit dem von mir entgegengebrachte Vertrauen nicht angemessen umgegangen sind und es missbraucht haben. Das hilft mir in Zukunft bei der Orientierung, welche Dienste ich von Ihnen in Anspruch nehme – nämlich nichts mehr was über den sporadischen Versand einer Amazon-Retoure hinausgeht.“